Installation von TeXLive auf GNU/Linux


Anders als bei der Installation einer LaTeX-Distribution unter Windows kommt für GNU/Linux-Betriebssysteme eigentlich nur eine einzige LaTeX-Distribution infrage, nämlich TeXLive. Diese kann über zwei Wege installiert werden, die beide ihre Vor- und Nachteile haben.


1. Installation aus den Paketquellen

Benutzer einer GNU/Linux-Distribution, die auf Paketquellen zurückgreift, können TeXLive vergleichsweise einfach installieren. Nachteil an dieser Methode ist, daß die TeXLive-Pakete teilweise schon sehr veraltet sein können. Für gewöhnlich werden diese (im Falle von z.B. Ubuntu-Derivaten) nur alle 6 Monate aktualisiert (mit Erscheinen einer neuen Version. Wer noch die LTS von Ubuntu 12.04 benutzt, kann auch eine PPA einbinden, um seine TeXLive-Distribution aktuell zu halten.

sudo add-apt-repository ppa:texlive-backports/ppa
sudo apt-get update

Alle anderen müssen mit den älteren TeXLive-Paketen auskommen.

 

Positiv an der Installation von TeXLive über die Paketquellen ist, daß die Installation soweit automatisch funktioniert und der LaTeX-Editor (TeXMaker, Kile …) sofort und ohne Nacharbeitung der Verknüpfungen zum TeXLive-Verzeichnis mit den Binaries kommuniziert.

 

Wie auch bei der manuellen Installation hat man die Wahl des vollen Distributionsumfangs oder nur ausgewählter Pakete:

  • Komplette TeXLive-Distribution mit dem Paket texlive-full. Man sollte beachten, daß dabei ein Haufen überflüssiger Kram mitinstalliert wird, z.B. die Dokumentation der Pakete auf Koreanisch :) und Dutzende Sprachen-Pakete.
  • Installation nur der wichtigsten Pakete. Hier meine Liste: fonts-linuxlibertine, texlive, texlive-bibtex-extra, texlive-fonts-extra, texlive-formats-extra, texlive-generic-extra, texlive-humanities, texlive-lang-english, texlive-lang-german, texlive-plain-extra, texlive-publishers und texlive-science. Automatisch werden natürlich noch Dutzende davon abhängige Pakete installiert.

Ist alles heruntergeladen und installiert, kann TeXLive sofort benutzt werden.


2. Manuelle Installation von TeXLive

Diese Methode ist zwar umständlicher als der Weg über die Paketquellen. Endergebnis ist eine TeXLive-Distribution mit aktuellen Paketen und einem speziellen TeXLive-Paketmanager, worüber einzelne Pakete gesucht, installiert/deinstalliert und aktualisiert werden können.

2.1 Herunterladen der Distribution

Zunächst muß die Distribution von der TeXLive-Homepage heruntergeladen werden. Über den Link kann man die komplette Distribution als .iso-Image-Datei (direkt oder als torrent) herunterladen. Die heruntergeladene .iso (ca. 4 GB) sollte in ein beliebiges Verzeichnis entpackt, oder gebrannt und eingebunden werden.


2.2 Vor der Installation

Bevor TeXLive manuell installiert wird, muß vorher getan werden:

  • Gegebenenfalls Deinstallation einer vorhandenen, aus den Paketquellen der (X)ubuntu-Distribution bezogenen Version von TeXLive (Stichwort »texlive« z.B. im Paketmanager synaptic). Auch der Editor TeXMaker sollte über den Paketmanager deinstalliert werden; er wird anschließend manuell aus einem .deb installiert.
  • Gegebenenfalls manuelles Löschen des TeXLive-Ordners mit
sudo rm -rf /usr/local/texlive/20xx
  • Da die Installation der manuell installierten TeXLive-Version über eine grafische Oberfläche (GUI) erfolgt (siehe unten), muß vor Installationsbeginn das Paket perl-tk installiert sein.

2.3 Manuelle Installation

Wie oben beschrieben, wurde die heruntergeladene .iso-Image-Datei z.B. namens texlive2015-20150523.iso in ein beliebiges Verzeichnis entpackt, z.B.

/home/<Benutzername>/Downloads/texlive

Man wechsle über das Terminal in dieses Verzeichnis und gebe den Befehl zum Starten der grafischen Oberfläche ein:

sudo ./install-tl -gui

Damit wird das Installationsskript im Fenster-Modus gestartet, das vorher installiert Paket perl-tk macht's möglich. (Wer dieses Paket vorher nicht installiert hat, für den geht es auf der Konsole im Text-Modus weiter.)

 

Im darauffolgenden Setup-Fenster kann man dann die zu installierenden Pakete manuell auswählen oder weitere Einstellungen treffen. Für gewöhnlich werden alle Voreinstellungen belassen, nur in der Kategorie »Installation collections« → Button »change« sollte man nach Möglichkeit nur die Sprachen anwählen, in denen man auch schreibt und ggf. einige nicht genutzte Paketgruppen (Musiknotensatz, Brettspiele-Satz, XeTeX usw.). Voreinstellung ist »alles«, d.h. die gesamte TeXLive-Distribution wird installiert. Der für die Auswahl benötigte Speicherplatz wird gleich mit im Setup-Fenster angezeigt.

 

Nach Drücken des Installieren-Buttons am unteren Rand des Setup-Fensters geht's los und TeXLive wird installiert. Das kann einige Minuten dauern. Anschließend wird das Fenster über »Ende« geschlossen.


2.4 Nachbearbeitung

Mit der Anpassung der Umgebungsvariablen wird dem System gezeigt, wo die Pfade von TeXLive systemweit zu finden sind. Dazu in ein Terminal-Fenster eingeben:

PATH=/usr/local/texlive/2015/bin/x86_64-linux:$PATH

(Wer ein 32bit-System benutzt, für den lautet der BLAU markierte Abschnitt anders!)

 

Nun werden dem TeXLive-Systemordner die Benutzerrechte des Computerbenutzers zugewiesen. Wieder ein Terminal-Fenster öffnen und eingeben:

sudo chown -hR BENUTZERNAME /usr/local/texlive/20xx

(Für BENUTZERNAME und 20xx natürlich die korrekten Werte eingeben!)


2.5 TeXLive-Paketverwaltung einrichten und Pakete aktualisieren

Als nächstes sollte man den mitgelieferten TeXLive-Paketmanager benutzen, um seine Pakete auf den neuesten Stand zu bringen. Hierfür in ein beliebiges Terminal-Fenster eingeben:

tlmgr gui
  1. Als erstes wird oben rechts über geladene Installationsquelle ein Server ausgewählt.
  2. Unter Statuszu aktualisierende kann man einsehen, was alles ansteht, da veraltet. Das dürfte am Anfang eine ganze Menge sein. Nun kann man über den Button Aktualisieren aller Pakete in einem Rutsch seine TeXLive-Distri auf den neuesten Stand bringen.

2.6 Der Editor und die Sache mit den Abhängigkeiten

Da die Installation gängiger Editoren (wie TeXMaker) aus den Paketquellen zumindest eine rudimentäre TeXLive-Installation mit sich ziehen (Abhängigkeiten!), müssen also auch die Editoren manuell installiert werden.

 

Wer TeXMaker bevorzugt, hat es hier einfacher und lädt sich die vorkompilierte .deb-Datei für sein Linux (z.B. Ubuntu) herunter und installiert sie per Doppelklick. Achtung, daß man den korrekten Download für seine Ubuntu-Version und seine Prozessor-Architektur (32bit vs. 64bit) wählt! Gegebenenfalls muß vorher noch das Paket »libpoppler-qt4-4« installiert werden.

Wer mit einem .rpm-basierenden System wie OpenSUSE arbeitet, handelt entsprechend.


2.7 Binaries auf Editor verlinken

Leider scheint die unter Punkt 2.4 angegebene Einrichtung der Umgebungsvariablen nicht dazu zu führen, daß der Editor automatisch auf den TeX-Installationspfad zurückgreift – das war in älteren TeXLive-Versionen noch besser gelöst. Im Moment muß man einmal den Pfad zu den ausführbaren Programmen (pdflatex, bibtex, xelatex usw.) von TeXLive angeben und kann sie dann verwenden.

 

Am Beispiel vom Editor »TeXMaker«:

  1. unter »Optionen | TeXMaker konfigurieren« → 1. Tab »Befehle«
  2. ganz oben zur Verzeichnis-Leiste von »PdfLaTeX« springen und mit dem Button rechts einen neuen Pfad angeben:
/usr/local/texlive/2015/bin/x86_64-linux/pdflatex

Achtung! Auf 32bit-Systemen heißt der Blau markierte Teil anders.

 

Mit der Verlinkung auf »Bib(la)tex« wird ebenso verfahren. Mit den beiden Programmen kann man schon mal den Großteil seiner Dokumente setzen.

 

Übrigens: Wer TeXLive auf Windows installiert, muß in dem Fall nichts weiter manuell verlinken; der Editor findet den Binaries-Ordner von TeXLive automatisch.