Zweispaltiger Satz mit \twocolumn


2-spaltiger Satz läßt sich für LaTex-Dokumente einfach umsetzen, indem man entweder

a) »twocolumn« als Dokumentklassen-Option setzt, also z.B.

\documentclass[twocolumn]{scrartcl}

oder b) den Befehl

\twocolumn

an den Beginn des zu setzenden 2-spaltigen Abschnitts setzt. Erstere Möglichkeit gilt für das gesamte Dokument, letztere von derjenigen Zeile aus, wo der Befehl gesetzt wird, bis zum Rest des Dokuments. Es sei denn, man setzt vorher wieder auf 1-spaltigen Satz zurück, mittels der Anweisung:

\onecolumn

So weit so gut. Was will ich eigentlich sagen, das über die Infos im Internet hinausgeht?

Den schwerwiegendsten Effekt, den der manuell gesetzt \twocolum-Befehl mit sich bringt, ist ein Seitenumbruch, der vor dem Befehl erzwungen wird. Das heißt, sobald man mit \twocolumn umschaltet, wird eine neue Seite begonnen und ab da folgt der 2-spaltige Satz. Das wäre soweit gar kein Problem, wenn man in seinem Dokument nicht öfters mal zwischen 1- und 2-spaltigen Satz umschalten wollte. Wer will schon einen manuellen Seitenumbruch, bloß, weil man den folgenden Text 2-spaltig gesetzt sehen will? Zu diesem Thema ist sind die LaTeX-Foren im Internet voll, man suche nur mal nach »LaTeX«, »twocolumn« und »Seitenumbruch« (»page break«).

In diesen Foren wird dann oft auf die Benutzung des »multicol«-Pakets anstatt »twocolumn« verwiesen, mit dem man ebenfalls bis zu 10 Spalten einrichten kann und das an beliebiger Stelle ein Umschalten ermöglicht mittels:

\usepackage{multicol}
\begin{multicols}{2}
Text, der zweispaltig gesetzt werden soll.
Das Argument {2} gibt die Anzahl der Spalten an.
\end{multicols}
\begin{multicols}{1}
Hier wieder einspaltig (Argument {1}).
\end{multicols}

Nur kann das keine Lösung für ein sehr umfangreiches Dokument sein. Eine oftmals totgeschwiegene Folge ist außerdem, daß mit multicol kein Setzen von Gleitumgebungen möglich ist – die figure*-Umgebung ermöglicht zwar das Setzen einer Abbildung über beide (alle) Spalten, nicht aber innerhalb einer Spalte, wie es bei einem 2-spaltigen Layout üblicherweise gewünscht sein dürfte. Stattdessen muß man sich mit fixierten und genau zu konfigurierenden minipage-Umgebungen behelfen, die natürlich nicht rutschen und bei jedem Einfügen eines Bildes weiter oben im Dokument das nachfolgende Layout zerstören. Wer sich dabei an Word erinnert fühlt, weiß, daß so etwas ganz und gar nicht »LaTeX-like« ist.

Mit \twocolum ist dagegen das Einbinden gleitender Umgebungen kein Problem (dazu weiter unten), wenn man nur den erzwungenen Seitenumbruch nicht hätte.

\twocolumn kann mit einer Option bestückt werden, die 1-spaltig gesetzt wird und dem 2-spaltigen Satz vorangeht:

\twocolum[Text, der einspaltig
vor dem 2-spaltigen Layout kommt]
Hier steht der Text, der
2-spaltig gesetzt werden wird.

Das klingt schon mal ganz gut, erzwingt aber trotzdem einen Seitenumbruch. Jedoch erreicht man schon mal so eine Struktur, wie man sie häufig in wissenschaftlichen Zeitschriften vorfindet: Oben steht eine beidseitig eingerückte Zusammenfassung (Abstract) und der eigentliche Artikel folgt im 2-spaltigen Layout (siehe Beispiel-Dokument).

Ist damit das Problem behoben? Bei Sonderanforderungen leider noch nicht. Folgendes Szenario:

Es soll ein Tagungsband gesetzt werden, wobei jeder Beitrag in ein eigenes Kapitel (chapter) kommt. Die Eingabe von

\chapter{Beitrag von Schmidt}
\twocolum[Abstract] Beitrag …

wird dazu führen, daß zwischen der Kapitelüberschrift und der einspaltigen Zusammenfassung und dem zweispaltigen Beitrag wiederum ein Seitenumbruch gesetzt wird. (Welcher Spaßvogel auch immer dachte, das wäre in irgendeiner Form sinnvoll.) Vertikaler Zwischenraum muß ggf. manuell eingegeben werden (siehe Beispieldokument).

Hier erreicht man eine Lösung, indem der \chapter{ }-Befehl ebenfalls mit in die Option von \twocolum gesetzt wird:

\twocolum[\chapter{Beitrag von Schmidt} Abstract] Beitrag …

Siehe auch Beispieldokument.

Da dennoch mit jedem neuen Kapitel (= Tagungsbeitrag) eine neue Seite begonnen wird, sollte man sinnvollerweise eine scrbook- oder scrreprt-Klasse wählen, bei denen ein Kapitel sowieso standardmäßig auf einer neuen Seite beginnt.


Die Sache mit microtype

Wer in ein nacktes LaTeX-Dokument ein \twocolumn auf seinen Text anwendet, wird vermutlich über den furchtbaren Blocksatz bestürzt sein. Die Wörter ragen teilweise mal hier und mal da einen Millimeter über den Satzspiegel-Rand hinaus; der »Blocksatz« wirkt insgesamt sehr unruhig und unvollkommen.

Die Benutzung des microtype-Pakets ist deswegen unumgänglich! Es wird mit in die Präambel eingebunden:

\usepackage{microtype}

Bilder setzen in \twocolumn

Bild in 1 Spalte setzen:

\begin{figure}[htbp]
\centering
\includegraphics[width=\columnwidth]{Bild.jpg}
\caption{Unterschrift}
\label{Schlüssel}
\end{figure}

Bild über 2 Spalten setzen:

\begin{figure*}[htbp]
\centering
\includegraphics[width=\textwidth]{Bild.jpg}
\caption{Unterschrift}
\label{Schlüssel}
\end{figure*}

(Man beachte die Stern-Variante von figure sowie \textwidth statt \columnwidth!)


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