Das Problem ist altbekannt: Drei Autoren werkeln an einem Manuskript, jeder macht Änderungen: löscht und fügt ein, schreibt den Text um, und am Ende weiß niemand mehr, wer eigentlich was und in
welcher Reihenfolge verändert hat. Von gängigen Textverarbeitungsprogrammen kennt man bereits die sog. Änderungsverfolgung, nach der die Änderungen eines Bearbeiters automatisch erfaßt und für
andere dargestellt werden können.
Man könnte diese Anmerkungen zwar auch in einem aus TeX erzeugten PDF anbringen (PDF-Toolbox für Markieren, Löschen, Einfügen usw.), allerdings würden alle Kommentare beim nächsten Kompilieren
verschwinden, da das PDF überschrieben wird. Alternativ nimmt man alle Änderungen direkt im Quellcode vor, sieht dann aber nicht, wer was geändert hat.
Nach dem Laden des changes-Pakets müssen zunächst alle bearbeitenden Autoren definiert werden:
\definechangesauthor[name={Hans Wichtel}, color=red]{HW}
\definechangesauthor[name={Jonny Kreadle}, color=blue]{JK}
Schließlich verfügt man über die drei Makros replaced, deleted und added, wovon jedem optional als Option die ID des Bearbeiters und eine Anmerkung mitgegeben werden kann:
\deleted[id=JK,remark=brauchen wir nicht]{alt}
Wie man sieht, steht das zu löschende Wort im Argument. Genauso verhält es sich mit added, hier nur mit der Bearbeiter-ID, die an der veränderten Passage als Hochstellung angezeigt wird. Die Optionen des changes-Pakets gestatten einige optische Abwandlungen, in welcher Weise die veränderten Passagen dargestellt werden (unterstreichen, durchstreichen, fett, kursiv usw.) bzw. wie die Autoren-IDs formatiert werden (Hochstellung, Klammern, als Fußnote usw.), siehe Paket-Dokumentation:
\added[id=HW]{neuer Text}
Schließlich gibt es noch das replaced-Makro, das allerdings zwei Argumente braucht: Im ersten steht das neue Wort, im zweiten das alte:
\replaced[remark=klingt besser]{neuer Text}{alter Text}
Schließlich lassen sich alle so angebrachten Änderungen in einer Liste ausgeben:
\listofchanges
wobei es ebenfalls zwei Optionen gibt, wie ausführlich diese Liste dargestellt werden soll (siehe Paket-Dokumentation).
Ist man mit allen Änderungen am Manuskript einverstanden, kann man dem changes-Paket die Option final mitgeben, sodann wird beim nächsten Kompilieren ein Text generiert, der alle Änderungen integriert hat (alle zu löschenden Wörter sind gelöscht, alle zu ersetzenden sind ersetzt usw.):
\usepackage[final]{changes}
Es ist vergleichsweise umständlich, auf diese Weise Korrektur-Änderungen an einem mit anderen Bearbeitern geteilten Manuskript vorzunehmen. Zunächst einmal muß jeder Bearbeiter seine Änderungen direkt im Quellcode unterbringen, was diesen bei zahlreichen, sich überlappenden Änderungen unübersichtlich lassen werden dürfte.
Alternativ könnte jeder Bearbeiter den ursprünglichen Quellcode unabhängig von den anderen modifizieren (die Änderungen einfach vornehmen, anstatt sie nur zu markieren) und die
unterschiedlichen Zustände dann mit dem latexdiff-Paket vergleichen.
Für alle, die nun nicht unbedingt auf die Änderungen im »LaTeX-Stil« bestehen, denen rate ich, Kommentare und Änderungen (Wortergänzungen, Löschungen usw.) direkt am PDF anzubringen. Hier gibt es
Werkzeuge für Löschungen, Einfügungen, Ersetzungen und Kommentare. Alle Änderungen inkl. einer Bemerkung werden übersichtlich am Seitenrand dargestellt und in einer Liste ausgegeben.
Der TeX-Editor LyX enthält eine integrierte Funktion für die Änderungsverfolgung. Wie in einer großen Textverarbeitung wird die Änderungsverfolgung per Menüpunkt oder Tastenkürzel eingeschaltet, sodaß fortan alle Einfügungen, Löschungen oder Modifikationen am Text optisch (farblich) dargestellt werden. Derartige Änderungen lassen sich bequem einzeln oder gesammelt annehmen oder verwerfen. Bezüglich der bequemen Bedienung steht diese Funktionsweise einer großen Textverarbeitung in keiner Weise nach. Voraussetzung ist die Weitergabe des Dokuments im .lyx-Format.